Hoch hinaus soll es gehen. Am besten ganz weit hinauf, wo die Wipfel sanft im Wind hin und her wippen, wo die Vögel ihre Nester bauen, von wo aus sich die Welt mit einem ganz neuen Blick sehen lässt. Hier oben stören weder Helikopter-Eltern noch nervige Geschwister, und der kleine Kläffer von nebenan kann bellen wie er will: Aufs Baumhaus darf auch er nicht. An diesem Ort herrscht ein anderes Regime als im Kinderzimmer. Heraufkommen darf man nur auf Einladung, und Aufräumen ist Kür, aber keine Pflicht. Ein Baumhaus kann für Kinder vieles sein: ein Platz für aufregende Abenteuer und spannende Spiele, ein Raum, an den sie sich zurückziehen, um zu malen, zu lesen, zu träumen. Hier sind sie verborgen, aber auch geborgen, während das grüne Blätterdach des alten Apfelbaumes leise über ihnen raschelt.
Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind und für Ihr Kind auch ein Baumhaus bauen möchten, finden Sie hier ein paar nützliche Tipps. Wir verraten Ihnen auch, wie Sie beim Bau eines Baumhauses Ihre Kinder gut miteinbeziehen können. Denn das gemeinsame Arbeiten erhöht nicht nur bei Klein wie Groß den Spaß-Faktor, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein Ihrer Kinder erheblich.
Welcher Baum ist der richtige?
Ein Baumhaus ohne Baum ist wie eine Burg ohne Drachen: witzlos. Deshalb brauchen Sie als erstes einen schönen, gesunden Baum. Idealerweise steht er auf Ihrem Grundstück. Bei Bäumen im Wald oder im Park nebenan geht hingegen nichts ohne Einverständnis des Eigentümers (am besten schriftlich!). Ansonsten kann schnell eine Klage auf Sachbeschädigung drohen. Aber auch im heimischen Garten gilt es bei der Auswahl des richtigen Baumes einiges zu beachten: Weder Stamm noch Äste dürfen größere Schäden aufweisen, da ansonsten Bruchgefahr besteht. Verfaulte, morsche Stellen und Wassertaschen sind ebenfalls Negativkriterien. Und wenn Sie eine Spechthöhle finden, nehmen Sie besser einen anderen Baum, ansonsten werden die Vögel schnell flüchten.
Eine ausladende Baumkrone ist wichtig, denn das Baumhaus braucht einiges an Platz. Zudem sollten Sie überprüfen, ob die Astgabelungen, die später das Häuschen tragen sollen, auch dick und stabil genug sind. Und nicht allzu hoch liegen, wenn Sie sich später nicht ständig sorgen wollen. Bleibt noch die Frage nach der besten Baumart. Bewährt haben sich gestandene Apfelbäume, da sie einen robusten Stamm besitzen und mit ihrem Blätterdach im Sommer das Baumhaus ausreichend beschatten. Auch ausgewachsene Birnbäume sowie Eichen sind ideal. Bruchanfällige Arten wie Pappel oder Robinie sollten Sie hingegen meiden.
Welches Baumaterial benötige ich?
Für ein Baumhaus brauchen Sie eigentlich nicht viel. Plattform, Seitenwände und Dach bestehen aus Holz. Je nach Konstruktion müssen Sie ein bis zwei Festmeter veranschlagen. Am besten verwenden Sie einheimische Hölzer: Lärche, Kiefer, Fichte. Sie sind leicht, aber auch stabil genug, um Ihre Kinder zu tragen. Deutlich fester ist Eiche, die aber auch ein höheres Gewicht mitbringt. Um den Baum zu schonen und das Baumhaus nicht schwerer als notwendig zu machen, sollten Sie leichtere Hölzer mit Quer- und Eckstreben aussteifen. Gerade bei der Konstruktion der Plattform ist das von Vorteil. Bevor Sie das Holz verbauen, sollte es mit einer Schutz-Lasur oder einem entsprechenden Öl behandelt worden sein. So ist es deutlich widerstandskräftiger gegenüber UV-Licht und Witterung.
Wie befestige ich das Baumhaus am besten?
Um ein Baumhaus zu befestigen, gibt es mehrere Methoden:
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- Möglichkeit I:
Die klassische Art, ein Baumhaus zu bauen, beginnt mit vier dicken Bohlen, die man über Kreuz, jeweils eine Bohle links und rechts, an den Baum nagelt. Dafür benötigen Sie passende Nägel mit ordentlicher Länge und Stärke. Der Rahmen wird dann mit großen Schlüsselschrauben befestigt. Die Fußboden-Bretter werden ebenfalls aufgenagelt, ebenso das tragende Gerüst sowie die Seitenwände. Für das Dach können Sie ebenfalls Holz verwenden, besser sind aber Teerpappe und Asphaltschindeln. Beides wird ebenfalls mit kleinen Nägeln befestigt.
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- Möglichkeit II:
Um den Baum zu schonen, können Sie statt Nägeln und Schrauben auch Lastseile oder Lastgurte verwenden, die die Plattform tragen. Kokosstricke oder belastbare Kunststoffseile können Sie ebenso nehmen. Auf diese Weise „hängt“ das Haus dann im Baum. Verteilen Sie die Last auf mehrere Äste und wickeln Sie etwas Bast darunter, um die Rinde beim Festspannen und gegen den Auflagedruck zu schützen. Da die Äste bis zu einem Zentimeter jährlich in der Breite wachsen können, ziehen Sie entweder die Schlaufen nicht zu eng oder regulieren einmal im Jahr die Spannkraft nach. So verhindern Sie, dass der entsprechende Ast zu stark eingeschnürt wird.
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- Möglichkeit III:
Besonders verträglich für den Baum ist, wenn Sie die Plattform auf eine Stelzenkonstruktion setzen. So steht das Baumhaus praktisch auf dem Boden. Für eine bessere Stabilität sollten Sie es zusätzlich durch einen Betonsockel verankern. Auf diesem ruht dann der ganze Aufbau, inklusive Boden, Seitenwänden und Dach. Der Baum selbst wird mehr dekorativ als tragend in die Gesamtkonstruktion einbezogen.
Was muss ich bei der Sicherheit auf jeden Fall beachten?
Um die Verletzungsgefahr zu minimieren, sollte sich die Plattform des Baumhauses nicht höher als 1 – 1,5 Meter über dem Erdboden befinden und durch ein mindestens 75 – 80 cm hohes Geländer gesichert werden. Das Geländer sowie das Baumhaus selbst müssen stabil sein. Sand, Kies, Mulch oder Holzhäcksel um das Häuschen federn bei Stürzen besser ab als ein fester Untergrund. Bei der Plattform achten Sie unbedingt darauf, dass sie absolut waagerecht ist. Bretter dürfen nicht lose sein, Nägel nicht herausragen. Zwischen den Brettern sollten Sie den Abstand so gering wie möglich halten, schließlich soll Ihr Kind nicht seinen Kopf dazwischen stecken können. Ansonsten sollte das Baumhaus auch die Freiräume fürs Klettern, Herumkriechen und Experimentieren ermöglichen, die Kinder brauchen, um den Umgang mit Risiko zu erlernen.
Welche Ausstattung gehört zum Baumhaus dazu?
Für den Kletterspaß der Kinder sind geeignete Kletterseile oder Kletternetze unverzichtbar. Auch Strickleitern sind toll. Alle drei Geräte lassen sich auch gut nach oben ziehen, wenn ein Betreten des Baumhauses durch Gäste unerwünscht ist. Hat die Plattform die richtige Höhe, lässt sich auch eine Rutsche für einen schnellen Abgang anbringen. Ansonsten bringen Spielgeräte aller Art rund um das Baumhaus reichlich Abwechslung: In Sandkästen entstehen weitläufige Burganlagen und Backstuben für Sandkuchen, auf Schaukeln lassen kleine und große Kinder ihrem Bewegungsdrang freien Lauf, und Planschbecken spenden im Hochsommer willkommene Abkühlung.
In seinem Baumhaus wird Ihr Kind vermutlich viel Zeit verbringen. Deshalb sollten Sie es auch zusammen mit ihm gemütlich einrichten. Kissen geben beispielsweise bequeme Sitzgelegenheiten ab, aber auch Campingmöbel wie kleine Hocker oder Stühle sind bei entsprechendem Platz gut geeignet. Decken sind sogar doppelt praktisch. Kinder können auf ihnen sitzen, sich in sie aber auch einkuscheln, sollte es draußen einmal kühler sein. Um den Durst jederzeit löschen zu können, empfehlen sich Plastikbecher. Sie sind recht robust und eignen sich kaum als Wurfgeschoss. Um ein bisschen Ordnung zu halten, sind stapelbare Aufbewahrungs-Boxen ganz nützlich. Etwas Licht lässt sich auch ganz einfach zaubern: Mit einer Lichterkette verwandelt sich das Baumhaus im Handumdrehen in eine magische Burg, in der Elfen glühwürmchengleich herumflirren.
Wie beziehe ich meine Kinder in die Arbeit gut ein?
Ein Baumhaus zu bauen, ist nicht sonderlich schwer. Daher können Sie Kinder jeden Alters gut für die Vorbereitung und Ausführung einbeziehen. Das fängt schon bei der Auswahl der richtigen Stelle an. Hat Ihr Kind einen Lieblingsbaum im Garten? Überprüfen Sie doch als erstes, ob er nicht als Standort in Frage kommt. Ansonsten ist für Kinder das Gefühl, mithelfen zu können, viel wichtiger, als das Baumhaus möglichst schnell fertigstellen zu können. Deshalb sollten Sie Ihr Augenmerk weniger auf die Bau-Geschwindigkeit richten, sondern Ihr Kind mehr an Planung und Ausführung beteiligen – auch wenn natürlich Sie den Gesamtplan im Kopf haben müssen.
Kleinere Kinder sind schon gut in der Lage, Holz beim Sägen festzuhalten, eine Markierung anzuzeichnen oder einen kleinen Nagel einzuschlagen. Bei größeren Kindern können die Aufgaben auch etwas anspruchsvoller werden, wie Bretter selber zurecht zu sägen oder die Dachpappe zuzuschneiden. Nur mit gefährlichen Maschinen wie Hand- oder Tischkreißsägen sollten Sie Ihre Kinder noch nicht arbeiten lassen. Durch eine altersgemäße Beteiligung lernen die Kinder zum einen den praktischen Umgang mit Materialien und Werkzeugen. Zum anderen lässt sich so ihre Fähigkeit, ein Problem zu durchdenken und eine Lösung dafür zu finden, ganz leicht trainieren. Ist das Projekt Baumhaus dann fertig und der Einzug geschafft, können Ihre Kinder selbstbewusst den Spaß genießen. Denn schließlich haben sie auch ihren Teil dazu beigetragen.